Für Professor Kai Furmans hat das Wort Schwarmintelligenz eine wichtige Doppelbedeutung: Einerseits entwickeln er und sein Team intelligente Logistikmodule, die nach Vorbild eines Bienenschwarms kooperativ arbeiten. Andererseits arbeitet er mit einem „Schwarm“ von Unternehmern und Wissenschaftlern daran, diese Logistikmodule aus dem KIT zum Konzept der Zukunft für Lager, Fabriken und Konsumenten zu machen. Beides funktioniert auf Basis optimierter Teamarbeit.
Furmans‘ „kleinskalige, autonome, redundante Intralogistiksystem“-Module (KARIS) können sich zum Förderband zusammentun, eine Produktionsstrecke bilden und Einzelkommissionieraufgaben erfüllen. Das Besondere daran ist, dass die Module selbst entscheiden, wie ein Ziel erreicht werden kann: Welches Modul transportiert welche Ware wohin? Welche Module müssen sich zusammenschließen, um größere Waren an ihren Zielort zu bringen? „Im Kern ermöglicht die Selbstorganisation der KARIS-Module einen dezentralen und sehr flexiblen Materialfluss, zum Beispiel in Logistikzentren oder wandlungsfähigen Produktionsfabriken“, sagt Furmans. Damit das funktioniert, müssen die einzelnen Module miteinander kommunizieren, ohne dass eine zentrale Einheit die Koordinaten für Wege und Geometrien für Cluster vorgibt, erklärt der industrieerfahrene Logistikexperte: „Praktisch wie bei einem Team ohne Chef, das sich ständig neuen Herausforderungen stellt und perfekt funktioniert“.
„Innovation heißt, die richtige Frage zur richtigen Zeit zu stellen.“
Die etwa einen Kubikmeter kleinen KARIS-Module stehen im krassen Gegensatz zu den starren Systemen, die Logistik und Produktion heute bestimmen. Hallenhohe Regale und feste warenabhängige Produktionsanlagen sind der Industriestandard, werden den Ansprüchen an die Dynamik jedoch nicht gerecht: „Sie können Unternehmen, die kleine Stückzahlen bei gleichzeitig hoher Produktvielfalt produzieren und X Varianten von Verpackung und Beipackung an eine große Menge von Empfängern liefern müssen nicht ausreichend unterstützen. In Kombination zu den bestehenden Systemen kann KARIS diese Lücke schließen“, sagt Wolfgang Bay, Mitglied der Geschäftsleitung der SICK AG. Das Sensortechnik-Unternehmen hat 5.600 Mitarbeiter und setzt intensiv auf Forschung und Entwicklung, auch in Zusammenarbeit mit dem KIT, so Bay: „Projekte wie KARIS schaffen Innovationen und damit die Grundlage für wettbewerbsfähige Produkte.
Neben SICK und dem KIT sind elf weitere namhafte Unternehmen und zwei Universitäten in das vorwettbewerbliche Projekt eingebunden. Ausgezeichnet als einer der „365 Orte im Land der Ideen Deutschland“ soll KARIS 2015 den Schritt in reale Produktions- oder Logistikumgebungen machen.