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DAS LEUCHTEN DER ZUKUNFT

Wie Tobias Grab, Thomas Baumann und Michael Bächle mit ihrem KIT-Start-up cynora technologische Science Fiction zu einem Geschäftsmodell machen.

cynora setzt organische Kupferstatt Iridiumskomplexe zur Produktion flüssiger Leuchtstoffe ein. Damit wird ein kostengünstiger Herstellungsprozess für den Massenmarkt ermöglicht.


Die Bilder in der Zeitung bewegen sich, der Minister für Magie winkt uns freundlich von der Seite zu – den „Harry Potter“-Lesern kommt das bekannt vor. Ein Fernseher, der sich wie ein Rollo zusammenrollen lässt – gab es da nicht eine kurze Sequenz im Film „Zurück in die Zukunft“? Um solche Fantasiebilder Realität werden zu lassen, müssten Bildschirme sehr dünn, flexibel und druckbar sein. Eine Technologie, die scheinbar weit entfernt in der Zukunft liegt. Die Gründer des KIT-Start-ups cynora holen Science Fiction in die Gegenwart.

„Auf so eine Idee kommt man nur, wenn man keine Ahnung von den Schwierigkeiten der technischen Umsetzung hat“, sagt Dr. Tobias Grab, Geschäftsführer der cynora GmbH. Deshalb nennt er die Idee von der Realisierung hochtechnologischer Druckdisplays, die er und seine Mitgründer vor vier Jahren als Doktoranden am KIT hatten, eine Halluzination. Aus der Halluzination wurde eine Vision und schließlich das Geschäftsmodell von cynora. Heute sitzen die 26 Mitarbeiter von cynora im HightechInkubator am KIT und am wachsenden Standort in Bruchsal bei Karlsruhe. Ein Portfolio von mehr als 70 Patenten ist ihr sorgsam gehüteter Schatz. „Gesicht, Hirn und Hand“: so nennt Tobias Grab das Erfolgskon - zept seiner Gründung. Dahinter stecken die unterschiedlichen Charaktere des Gründungsteams.

Grab kommuniziert als „Gesicht“ die cynora-Vision, ist für die Strategie verantwortlich, überzeugt Investoren und repräsentiert das Unternehmen auf der internationalen Bühne. Dr. Thomas Baumann ist das „Hirn“ – er liebt das wissenschaftliche Arbeiten in seiner Perfektion und Präzision und konzentriert sich auf die Entwicklung neuer Substanzen im Labor und deren Patentierung. Michael Bächle sorgt als „Hand“ dafür, dass aus Visionen und Erkenntnissen wirtschaftlicher Erfolg wird und optimiert die Prozesse des jungen Unternehmens.

Inzwischen ist ihre Gründung bis weit über die Grenzen der Region Karlsruhe hinaus bekannt. Sie setzte sich im November 2013 gegen 20 internationale Start-ups durch und erhielt die Auszeichnung „Falling Walls Science Start-up of the year“. Die internationale „Falling Walls“ Konferenz in Berlin zeichnet wissenschaftliche Neugründungen aus, deren Innovationen Mauern einreißen und die Welt verändern können.

Die cynora-Forscher entwickeln Substanzen, die, verbaut in organischen Leuchtdioden (OLEDs), alles zum Leuchten bringen könnten und sich zur Bauteilherstellung wie Druckfarbe verarbeiten lassen. Bildschirme, flach und flexibel wie ein Blatt Papier, werden damit ebenso ermöglicht wie gedruckte Lampen. Dass die Leuchtstoffe so gut sind, war selbst für die Entwickler und Manager von cynora nicht vorhersehbar. Glück, Mut und Optimismus, aber auch wissenschaftliche Akribie und wirtschaftliche Nüchternheit begleiten cynora auf dem Weg von der Halluzination zum ausgezeichneten Geschäftsmodell.

Hersteller von Smartphones setzen heute schon auf Bildschirme, die dank OLEDs wenig Energie verbrauchen und Inhalte brillant und farbentreu darstellen. Der Nachteil der OLED-Technologie liegt bisher in den hohen Herstellungskosten. Die derzeit eingesetzten Leuchtstoffe enthalten meist das extrem seltene Metall Iridium. Außerdem müssen die Halbleitermaterialien in einem aufwändigen und damit teuren Verfahren im Hochvakuum auf ein Trägersubstrat aufgedampft werden. „Die Hersteller brauchen eine Innovation“, sagt Tobias Grab. Der Markt für Bildschirme und Leuchtmittel ist riesig und er wächst. Wer es zuerst schafft, die OLED-Technologie preisgünstiger zu machen, hat ge - wonnen. Alle großen Chemie- und Elektronikkonzerne forschen und entwickeln daher intensiv an geeigneten Technologien.

Die Chemiker von cynora stellen Leuchtstoffe her, die Kupfer anstelle von Iridium enthalten und bieten damit den Grundstein für eine technologische Revolution. Kupfer kommt im Vergleich zu Iridium auf der Erde viel häufiger vor und ist daher ideal für einen Massenmarkt geeignet. Und es gibt einen weiteren Vorteil: Die Leuchtstoffe aus organischen Kupferkomplexen lassen sich flüssig verarbeiten und daher wie Druckfarbe auf ein Trägermaterial auftragen. Damit eignen sich die leuchtenden Substanzen auch für die kostengünstige Herstellung großflächiger Bildschirme, wie sie etwa für Fernsehgeräte benötigt werden. Sogar papierdünne und flexible Trägermaterialien sind auf diese Weise bedruckbar. Sie könnten als individuell bespielbare Fensterdisplays, Werbeflächen oder auf intelligenten Produktverpackungen eingesetzt werden.

Wird eine der von cynora entwickelten Substanzen für den Druck verwendet werden und sich auf dem Weltmarkt durchsetzen? Oder gewinnt einer der Großkonzerne das Rennen? Thomas Baumann ist optimistisch: „Die Schnelligkeit und der Mut eines kleinen Teams eröffnet uns eine reelle Chancen, uns gegen die Macht der großen Unternehmen durchzusetzen.“ 

„cynora hat völlig neue Materialklassen entwickelt. Das nächste Ziel ist es, diese Substanzen in kommerzielle Produkte zu bringen und damit auch neue Anwendungen zu ermöglichen.“

Tobias Grab

 

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Bilder: KIT

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