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DIE KUNST, ENTREPRENEUR ZU SEIN

Der Drang Neues zu schaffen, eint Wissenschaft und Kunst. Um Unternehmer zu werden, müssen Wissenschaftler ein Stück weit Künstler sein – wie eine gute Band kombinieren sie ihre Fertigkeiten mit Kreativität und Leidenschaft. Drei Gründer haben ihren Mut zum Freigeist 2011 in einem KIT-Spin-off manifestiert: Die VISOLAS GmbH möchte mit ihrer organischen Laserlichtquelle die Labore erobern.

Peter Greiner, Dr.-Ing. Johannes Barth, Dr.-Ing. Thomas Woggon


Auf einem Klavier mit seinen 88 Tasten spielt ein Pianist Musikstücke, die weit mehr sind als die Summe der Einzeltöne. Unzählige Tastenkombinationen ermöglichen insgesamt 309.485.009.821.345.068.724.781.055 Variationen. Ähnlich wie das Anschlagen der Tasten funktioniert auch die VISOLAS-Technologie. Was beim Musizieren der anschlagende Finger, ist hier eine Laserquelle; die Klaviatur wird zum Mikroraster. Durch mechanisches Versetzen des Mikrorasters kann damit farbiges Licht in allen möglichen Wellenlängen erzeugt werden. Zum Produkt wird die Technologie durch die Kombination der einzelnen Bestandteile zu einem handlichen Gerät: Laserlichtquellen erzeugen farbiges Licht für die Spektroskopie und sind ein fester Laborbestandteil der Analysetechnik auf der ganzen Welt. Während gebräuchliche Farblaser den Raum einer halben Garage ausfüllen, entwickeln die VISOLAS-Gründer Geräte von der Größe eines Plattenspielers.

„Wir sind keine Castingband“, sagen Dr.-Ing. Thomas Woggon, Peter Greiner und Johannes Barth. Sie bilden das Kernteam des Jungunternehmens und haben einen intensiven Findungsprozess hinter sich. Was mit dem Physiker Woggon als Doktoranden- Projekt am KIT begann, wurde im Kollegenkreis schnell als potentielle Unternehmung identifiziert – das Kernteam zu finden, war jedoch schwieriger als gedacht: „Wir wollten erst eine Big Band und haben dann doch nur mit klassischer Rock’n’ Roll- Besetzung gegründet.“

„Gründen hat viel mit Spieltrieb zu tun. Du musst Probleme lösen wollen und darfst dabei den Blick über den Tellerrand nicht verlieren.“

Dr.-Ing. Thomas Woggon

 

Was den Gründer vom Forscher unterscheidet? „Während der Forscher so weit voraus denken möchte wie niemand jemals zuvor, möchten Gründer etwas Neues erschaffen, das praktisch eingesetzt wird“, erklärt Peter Greiner, der das Technik-Team als Betriebswirt mit ausgeprägter Industrieerfahrung unterstützt. Gemeinsam mit Mikrosystemtechniker Johannes Barth haben sie sich im Laufe der Produktentwicklung eingespielt und sind sich einig, dass eine gute Band durch stetiges Zusammenspielen immer besser wird.

Die Beatles spielten ihre ersten Gigs im Hamburger Star Club, Bob Dylan übte in den Coffeehouses von Greenwich Village bis der große Durchbruch kam. Kein kreativer Prozess kommt ohne Entwicklung und Scheitern aus; das ist auch bei einem Hightechunternehmen nicht anders. Der VISOLAS-Proberaum ist der KIT- Hightech-Inkubator, ein ‚Gründerhaus‘ nach internationalem Vorbild, in dem Spin-offs ihre ersten Schritte mit infrastruktureller Unterstützung von der Forschungseinrichtung erleichtert bekommen.

Für Johannes Barth gehören Disziplin und lebenslanges Lernen zur Grundausstattung eines Gründercharakters: „Wir mussten üben, üben, üben.“ Ob Teambuilding, Produktentwicklung, Kundenakquise, nichts funktioniert von Anfang an perfekt. „Du kommst von deiner ersten Messe zurück und weißt, der Großteil der Arbeit wartet noch auf dich.“ Trotz guter Kontakte in die Wirtschaft und dem von Anfang an dynamischen Austausch über Produkt und Markt, ist die Lücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Technologie und Produkt groß. Diesen Innovation Gap zu überbrücken, kann Knochenarbeit sein. Eineinhalb Jahre tüftelten Woggon und Barth daran, den Laborprototypen zu einem marktfähigen Produkt zu machen.

„Jeden Tag an etwas zu arbeiten, woran du glaubst und es wachsen zu sehen, ist das Risiko als Unternehmensgründer wert.“

Peter Greiner

 

Lerneffekt: Erfolgreich gründet nur, wer einen langen Atem hat, managen kann und versteht, sein Produkt zu definieren. Forschungsergebnisse sind auch im ingenieurwissenschaftlichen Bereich nicht auf einem Entwicklungsstand, der für potentielle Kunden interessant ist. „Eine Technologie ist wie ein Tonsystem. das Wissen über eine Notenskala macht noch keine Melodie, der Kunde will aber ein Lied“, sagt Peter Greiner.

„Die stärkste Motivation ist, selbstbestimmt zu arbeiten und dabei Spaß zu haben.“

Dr.-Ing. Johannes Barth

 

Wenn der organische, durchstimmbare Laser namens ‚VISOLAS do‘ ein Lied wäre, entspräche die Kombination aus Technologie, Team und Vision dem passenden Orchester. Ohne gute Kritiken keine Engagements – ohne Förderung keine Unternehmensgründung. VISOLAS hat nicht nur Helmholtz-Enterprise-Fonds und EXIST-Förderungen eingeworben, sondern im Juni 2011 auch den Cyberone-Sonderpreis für die beste Forschungskommerzialisierung des Landes Baden-Württemberg gewonnen und sich dabei gegen 61 Konkurrenten durchsetzen können. Grundlage für den Erfolg ist die gelungene Kombination aus Kreativität und erfolgreicher Geschäftsführung.

Das KIT ist an VISOLAS beteiligt, ebenso wie Wissenschaftler, die zwar nicht ins Unternehmen gegangen sind, aber die Technologie mitentwickelt haben. Den größten Anteil halten jedoch die Gründer selbst. „Wir haben eine Marktlücke gefunden und glauben daran, dass wir in dieser Nische international Standards setzen und erfolgreich sein werden“, sagt Peter Greiner.

Getreu der Theorie, dass jede Innovation aus der Zerstörung althergebrachtem entsteht, setzen progressive Neuheiten dem Publikum zu. Sie fordern es heraus, Bewährtes zu überdenken und kritisch zu prüfen. Als High-Tech-Unternehmensgründung muss VISOLAS sein Publikum Kunde überzeugen, dass nicht nur einzelne technologische Parameter des Produkts besser sind als der Stand der Technik. Wenn es in die Labore geht, zählt das innovative Gesamtpaket: kleine Baugröße, mobil, einfach und schnell bedienbar, leistungsfähig, giftstofffrei, wartungsextensiv und bezahlbar. Damit schlägt VISOLAS die direkten Wettbewerbsprodukte und der Markt für robuste Spektroskopiegeräte wächst.

Erste Geräte sind schon im Einsatz. Gebraucht werden sie vor allem in den Analytiklaboren an Forschungseinrichtungen und Universitäten. In Zukunft können ‚VISOLAS do‘ und seine Nachfolger unter anderem bei der Medikamentenentwicklung, bei der Blutdiagnostik und der Krebsforschung eingesetzt werden.

 

 

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Bilder: KIT

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