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SENSIBLER SMALL TALK AUF DER STRASSE

Professor Dr. Frank Gauterin gestaltet mit seinem Forscherteam und regionalen Partnern die autonome Zukunft der Automobilität und stellt die Vision des autonomen Fahrens auf den Prüfstand.



So gut wie jeder hat es schon erlebt: Man gerät unverschuldet in einen Autounfall. Laut Statistischem Bundesamt passieren jährlich auf deutschen Straßen etwa 2,5 Millionen Unfälle. Einer der Hauptgründe für diese Unfälle ist menschliches Versagen des Unfallverursachers, wie etwa Unaufmerksamkeit, falsches Fahrverhalten oder Reaktionsunfähigkeit durch akute Gesundheitsprobleme. Die Automobilindustrie hat im Lauf der Jahre technische Lösungen entwickelt, um Unfälle zu vermeiden oder zumindest Unfallfolgen zu minimieren: von Sitzgurten und Knautschzonen über elektronische Stabilitätssysteme und Parksensoren bis hin zur automatisierten Bremsunterstützung oder Distanzregelung. Trotz ausgefeilter Assistenzsysteme stagnieren die Unfallstatistiken seit einigen Jahren, die Zahl der Unfälle geht nicht weiter zurück. Hier stößt die Technik an ihre Grenzen, denn der Mensch hinter dem Lenkrad bleibt als Unsicherheitsfaktor bestehen.

„Statt sich nur auf den Menschen zu verlassen, werden Fahrzeuge – Autos, Busse, Bahnen und Nutzfahrzeuge – miteinander sprechen. Nicht nur untereinander, sondern auch mit der gesamten Infrastruktur. Solch eine Maschinenkommunikation sorgt letztlich für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, weniger Staus und energieeffizienteres Fahren.“ Dieses Bild hat Prof. Dr. Frank Gauterin, Leiter des Instituts für Fahrzeugtechnik am KIT, für die mobile Zukunft vor Augen. Er beschreibt damit die Grundidee des autonomen Fahrens, bei der ein Fahrzeug Daten über seine Umgebung sammelt, mit anderen Automobilen austauscht und auf Basis der Datensammlung selbstbestimmt Fahrentscheidungen trifft. Was für einige ein verunsicherndes Zukunftsszenario ist, gilt für viele andere als die unangefochtene Evolution der Mobilität. Dabei geht es jedoch nicht nur um automatisiertes Steuern eines Fahrzeugs. Vielmehr bedeutet es ein Umdenken in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens, in denen der Verkehr oder Transport eine Rolle spielt.

Im öffentlichen Personennahverkehr, bei Transport- und Lieferservices oder Parkplatzangeboten gibt es bereits viele Ideen, wie autonomes, automatisiertes Fahren zur Verbesserung eingesetzt werden könnte. Vorstellbar sind beispielsweise autonome Minibusse von der Endhaltestelle des Linienverkehrs bis vor die eigene Haustür, die automatisierte Paketlieferung über Nacht oder eigen-initiatives Auftanken von Elektroautos bei niedrigem Akkustand. Doch was nützen gute Ideen auf dem Papier, wenn man sie nicht unter realen Bedingungen ausprobieren kann – besonders bei einem Thema, dem viele Menschen das Vertrauen noch versagen. Die Autobahnen rund um Karlsruhe aber auch die innerstädtischen Verkehrsachsen sind bekannt für ihr hohes Verkehrsaufkommen und so geradezu ein Hotspot für Unfallgefahr. In Kombination mit den urbanen Strukturen der Stadt wird Karlsruhe zu dem Ort, an dem Prof. Gauterins Ideen vom Papier zur Wirklichkeit werden. Gemeinsam mit seinem Forscherteam und regionalen Partnern aus Forschung, Städten und Wirtschaft erhielt das Konsortium die einzigartige Chance, ein umfangreiches Testfeld aufzubauen. Die Region von Karlsruhe über Bruchsal bis Heilbronn wurde vom Land als Pionierregion für autonomes Fahren ausgewählt: „Im Projekt Testfeld für Autonomes Fahren Baden-Württemberg arbeiten wir gemeinsam an technischen Lösungen, einer intelligenten Infrastruktur und neuen Mobilitätskonzepten unter Realbedingungen“, erklärt Prof. Gauterin.

Das gesamte Testfeld erstreckt sich über innerstädtische Gebiete, Strecken außerhalb der Stadt sowie Schnellstraßen, Tunnelstraßen und Autobahnen im Gebiet von Karlsruhe über Bruchsal bis Heilbronn. Nach erfolgreichem Aufbau des Testfelds bis 2018 soll es auch als Anlaufstelle für etablierte Unternehmen und junge Gründungen offenstehen – neue Technologien und Geschäftsmodelle können am lebenden System erprobt werden. „Es geht nicht nur darum, Fahrzeuge zu verbessern und zu testen, sondern auch das gesamte Mobilitätssystem weiterzuentwickeln – von der technischen Infrastruktur über den öffentlichen Nahverkehr bis hin zu neuen Logistikkonzepten.“

Prof. Gauterin sieht es jedoch realistisch: „Die Umstellung auf automatisiertes Fahren geht nicht von heute auf morgen – das wird eine stufenweise Entwicklung, für die noch nicht alle technischen Fragen gelöst sind. Mit dem Testfeld Karlsruhe haben wir jedoch die Möglichkeit, Innovationen vorzubereiten“, bekräftigt Prof. Gauterin.

„Mit dem Aufbau und dem Betrieb des Testfelds Autonomes Fahren können wir einen wesentlichen Beitrag für die Mobilität der Zukunft leisten. Mobilität braucht intelligente, umweltschonende und soziale Lösungen und die Region von Karlsruhe über Bruchsal bis Heilbronn bietet für deren Entwicklung beste Voraussetzungen.“

Dr. Frank Mentrup

 

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Bilder: KIT

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