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Sprechende Hände

Wie die Ausgründung des KIT Kinemic GmbH mit Gestensteuerungssoftware Industrieprozesse revolutionieren will.



Was vor 20 Jahren in Science-Fiction-Filmen noch als Zukunftsvision galt, ist heute Realität: Datenbrillen, auf denen sich virtuelle Grafiken ins Sichtfeld des Nutzers einblenden lassen, sind allgegenwärtig und haben zwischenzeitlich auch den Weg in die Industriehallen gefunden. Mithilfe sogenannter Augmented-Reality-Anwendungen können Mechaniker beispielsweise Montage- oder Reparaturanleitungen aufrufen, ohne sich dafür von ihrem Arbeitsplatz entfernen zu müssen. Die Steuerung der Brille über kleine Tasten an der Seite ist jedoch problematisch, insbesondere wenn Nutzer bei der Arbeit in Reinräumen, beim Umgang mit gefährlichen Werkstoffen oder in extremen Umgebungen Handschuhe tragen müssen. Eine Alternative stellt zwar die Sprachsteuerung dar, allerdings ist diese aufgrund von Umgebungsgeräuschen oder Datensicherheitsaspekten oft nicht möglich.

Genau hier setzt Kinemic an. Das im März 2016 gegründete Spin-off des KIT ermöglicht eine neue Form der freihändigen Mensch-Computer-Interaktion durch Wearable-basierte Gestensteuerungssoftware. Über die Bewegungssensoren einer Smartwatch oder eines intelligenten Armbands werden die Drehrate und die Beschleunigung des Handgelenks erfasst. Ein intelligenter Algorithmus erkennt, ob bzw. welche Geste ausgeführt wurde und erteilt den entsprechenden Befehl. „Mit Wischbewegungen kann sich der Nutzer durch Menüs navigieren, das Drehen der Hand steht beispielsweise für Enter. Was genau welche Geste bedeutet, können Kunden selbst bestimmen“, so Geschäftsführer Dr. Christoph Amma, der mit seiner Promotion ein wichtiges Element der Kinemic-Software schuf: Ein Air-Writing-System, das es ermöglicht, Buchstaben in die Luft zu schreiben und sie vom Computer digitalisieren zu lassen. Gemeinsam mit Marcus Georgi, Fabian Winnen und Tomt Lenz wurde dann im März 2016 Kinemic gegründet.

Freilich ist die Idee der Gestensteuerung in Zeiten von Industrie 4.0 keine neue. Doch das Team von Kinemic hat eine neue Lösung gefunden: Andere Systeme basieren auf kamerabasierter Gestensteuerung. Dabei ist die Kamera allerdings fest an einem Ort installiert, wodurch es nicht möglich ist, sich frei im Raum zu bewegen. „Unser Ansatz ermöglicht dagegen eine problemlose Integration in den Arbeitsablauf“, erklärt Lenz. „Ein klarer Nutzungsfortschritt, wodurch sich Prozesse noch effizienter und komfortabler gestalten lassen.“ Die Hand ersetzt Computermaus und Tastatur. Gesten statt Klicks. Anwender, die beispielsweise mit Checklisten arbeiten, müssen nun nicht mehr nach jedem Arbeitsschritt zu einem Terminal laufen, sondern können bequem mit einer Geste bestätigen.

Erstmals der Öffentlichkeit präsentiert haben die Gründer ihre Technologie im Rahmen der CeBIT 2016, bei der sich mit Angela Merkel prominenter Besuch am Stand einstellte. Nicht nur die Bundeskanzlerin war interessiert, auch zahlreiche Pilotkunden wurden auf das junge Start-up aufmerksam. Um Kunden auch die Erstellung individueller Lösungen zu ermöglichen, plant Kinemic für 2017 die Veröffentlichung eines Software Development Kits (SDK). Dabei wollen sie ihren Nutzern ein Set an Gesten zu Verfügung stellen, das jederzeit ergänzt und dem individuellen Einsatzgebiet angepasst werden kann. „Wir stehen den Kunden dann als Berater und Usability-Experten zur Verfügung“, so Lenz.

„Bei den meisten Leuten macht es ‚Klick’ wenn sie unsere Software ausprobieren konnten und merken: Das funktioniert ja richtig gut! Dann kommen immer sehr viele Ideen, welche Prozesse man eigentlich besser bedienen könnte.“

Dr. Christoph Amma

 

 

Bilder: KIT

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