MENSCHEN AUF DEM CHIP
Bei Medikamententests am Menschen kommt es immer wieder zu gesundheitsschädlichen, zuweilen sogar tödlichen Schäden. Tierversuche wiederum sind ethisch bedenklich und ihre Ergebnisse sind nicht immer auf den menschlichen Körper übertragbar. Miniaturisierte menschliche 3D-Gewebe und Organe aus verschiedenen Zellen, sogenannte Body-on-a-Chip, können in der präklinischen Phase schon Hinweise auf die Verträglichkeit der Wirkstoffe im Menschen liefern, wodurch das Risiko in den klinischen Phasen minimiert werden kann. Es besteht ein Bedarf an in-vitro-Systemen, in denen versorgende Blutgefäße in Kombination mit 3D-Geweben kultiviert werden können und die zudem den physikalischen sowie mechanischen Ansprüchen eines Blutgefäßsystems gerecht werden. Heute gibt es wenige, mikrofluidische Chipsysteme, die allerdings aus eckigen Kanälen bestehen und nicht die gekrümmte Umgebung eines Blutgefäßes bzw. das Strömungsprofil des Blutgefäßes repräsentieren. Die Forschungsgruppe von Prof. Schepers konnte ein dreidimensionales, mikrofluidisches Blutgefäßsystem aus runden, porösen und verzweigten Kanälen durch Mikrothermoformen entwickeln, auf das miniaturisierte 3D-Organe durch 3D-Bioprinting aus menschlichen Zellen aufgedruckt werden können. Durch so entstehende günstige Einwegprodukte können die Kosten der Wirkstoffforschung gesenkt und die Anzahl der Tierversuche minimiert werden.
MIT LICHT GEGEN KREBS
Trotz der Fortschritte in der Behandlung von Krebs gibt es noch immer Probleme mit vielen Chemotherapeutika, wie zum Beispiel Resistenzen oder schwerwiegende Nebenwirkungen durch die gleichzeitige Abtötung von Stammzellen und besonders teilungsaktivem Gewebe. Ebenso bleibt es bei der Strahlentherapie eine Herausforderung, umgebendes gesundes Gewebe nicht zu schädigen. Die photodynamische Therapie ist eine innovative Behandlungsmethode für Krebs auf Basis lichtinduzierbarer Wirkstoffe, sogenannte Photosensitizer. Der Photosensitizer wird dem Patienten in den Blutstrom injiziert und ist für den Organismus zunächst völlig unbedenklich. Erst unter Bestrahlung mit Licht einer bestimmten Wellenlänge entfaltet der Photosensitizer seine toxische Wirkung: Durch lokale Belichtung des Tumors kommt es zur Bildung reaktiver Sauerstoffspezies, die die Tumoren zerstören.
Konventionelle Photosensitizer wie Titandioxid eignen sich allerdings nicht zur Therapie tiefer liegender Tumoren, da sie mit UV-Licht aktiviert werden, welches im menschlichen Körper eine geringe Eindringtiefe besitzt und zellschädigend ist. Photosensitizer, welche mit langwelligerem Licht aktiviert werden, sind daher für die Tumortherapie von äußerst großem Interesse. Die Forschungsgruppe hat lichtempfindliche β-Zinnwolframat-Nanopartikel entwickelt, die im Gegensatz dazu unter physiologischen Bedingungen sehr stabil sind. Da sie mit sichtbarem Licht aktiviert werden, können auch tiefer liegende Tumore behandelt werden.
FLUORESZENZSPRAY GEGEN MELANOME
Das maligne Melanom, der schwarze Hautkrebs, gehört zu den gefährlichsten Krebsarten der Haut. Wird es im fortgeschrittenen Stadium erkannt bestehen kaum Heilungschancen. Wird ein malignes Melanom frühzeitig erkannt, bestehen gute Heilungschancen. Die Früherkennung erfolgt überwiegend durch die chirurgische Entnahme und histologische Untersuchung von entarteten Leberflecken. Diese Methode ist aufwendig und erlaubt nur stichprobenartige Untersuchungen von Patienten.
Eine von Prof. Schepers Produktideen basiert auf der Entwicklung eines Kontaktgels oder eines Sprays zur Ganzkörperbehandlung und der anschließenden Detektion von entarteten Hautpartien mithilfe einer handelsüblichen und preisgünstigen UV-Lampe, die die Fluoreszenz des Farbstoffs anregt und die entarteten Leberflecken sichtbar macht. Nichtaufgenommene Substanz kann vorher durch Abwaschen entfernt werden. Die Idee basiert auf einer von der Forschungsgruppe synthetisierten fluoreszierenden Substanz, die selektiv nur von Zellen des malignen Melanoms aufgenommen wird. Screenings an menschlichen Zellen zeigen weder eine Aufnahme in gesunden Hautzellen noch in anderen Zellen oder Tumoren.