Mit dem Trend der Miniaturisierung werden für viele technische Anwendungen qualitativ hochwertige und mit der Fertigung exakt platzierte und ausgerichtete Mikrooptiken benötigt. So beispielsweise für miniaturisierte optischen Sensoren, die optische Verbindungstechnik in der integrierten Photonik oder für Anwendungen im optischen Computing sowie in der Quantentechnologie. Um Mikrostrukturen im 3D-Druckverfahren direkt auf optische Fasern oder photonische Chips fertigen zu können, bedarf es einer Platzierung und Ausrichtung mit Nanometerpräzision. Mit dem kürzlich vorgestellten Produkt Quantum X align und der Technologie „Aligned 2-Photon Lithography“ von Nanoscribe, einer Ausgründung des KIT, wird diese hochpräzise Fertigungstechnik marktverfügbar.
Zur Fertigung effizienter optischer Verbindungen für die photonische Integration oder für miniaturisierte Optiken können Freiform-Mikrooptiken direkt auf optische Fasern oder photonische Chips gedruckt werden. Dies wird möglich durch die Aligned 2-Photon Lithography (A2PL®), eine Mikrofabrikationslösung von Nanoscribe für den hochauflösendem 3D-Druck mit Ausrichtung in allen Raumrichtungen mit Nanopräzision. Das Unternehmen wurde 2007 als Spin-off des KIT gegründet. Quantum X align, der neue mit A2PL ausgestattete 3D-Drucker, kann die exakte Position definierter Substrate wie Wellenleiter, Faserkerne und deren Ausrichtung auf Facetten von Lichtleitfasern oder photonischen Chips erkennen, die zu druckenden Mikrooptiken optimal platzieren und selbst minimale Substratverkippungen im Druckprozesses automatisch kompensieren. „Quantum X align profitiert von einer Vielzahl von Innovationen, die dem hochpräzisen 3D-Druck ganz neue Anwendungsfelder eröffnen,“ sagt Johannes Lang, verantwortlich für Marketing und Kommunikation bei Nanoscribe. „Ein wesentlicher Baustein ist die Erkennung von Strukturen wie Markern, Referenzpunkten oder auch Wellenleitern, relativ zu denen dann mikrooptische Strukturen additiv gefertigt werden. Das ist anspruchsvoller als man sich das vorstellt und erfordert ein gut abgestimmtes System spezieller Hardware und Software“, so Lang weiter.
Verbindungstechnik mit Free Space Microoptical Coupling
Die präzise Ausrichtung von 3D-gedruckten Objekten ist in vielen Fällen entscheidend. „Gerade bei optischen Verbindungen in photonischen Systemen bringen minimal falsch platzierte oder verkippte Mikrooptiken große Nachteile mit sich. Die Ein- oder Auskopplung von Licht, beispielsweise von einer optischen Faser in einen photonischen Chip erfolgt dann weniger effizient, teilweise mit so hohen Kopplungsverlusten, dass es für die optische Datenverarbeitung keinen Sinn mehr macht“, ergänzt Lang. Mit Quantum X align, dem ersten 3D-Drucker aus der Quantum X Produktlinie des Unternehmens mit den durch A2PL unterstützten automatischen 3D-Ausrichtungs- und Druckfunktionen, wird erstmals ein neuer, vielversprechender Ansatz in der optischen Verbindungstechnik für das Photonics Packaging anwendungsreif: Hochpräzise Mikrooptiken fokussieren oder kollimieren den austretenden Lichtstrahl von optischen Fasern oder photonischen Chips auf die Facette von benachbarten optoelektronischen Komponenten und ermöglichen so eine Lichtkopplung über Distanzen von Mikrometern bis zu wenigen Millimetern. Damit wird ein neues Konzept zur optischen Verbindung unterschiedlicher photonischer Komponenten ermöglicht, das Free Space Microoptical Coupling (FSMOC). Mit FSMOC wird eine robuste und effiziente Lichtkopplung von optoelektronischen Komponenten und Modulen gewährleistet, wie das in photonisch integrierten Schaltungen (PICs) benötigt wird. 3D-gedruckte Mikrooptiken haben hierbei mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen linsenförmigen oder konisch zulaufenden Fasern. Freiform-Mikrooptiken wie Prismen, asphärische und asymmetrische Designs können mit vollständiger Kontrolle der Designparameter hergestellt werden, um das Strahlprofil an nahezu jede Kopplungsaufgabe anzupassen.
Wissenschaftliches Ökosystem und Innovationsplattform
Nanoscribe, heute ein Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Karlsruhe, Shanghai und Boston, wurde 2007 unter maßgeblicher Mitwirkung von Prof. Dr. Martin Wegener vom Institut für Angewandte Physik (APH) und Institut für Nanotechnologie (INT) am KIT, gegründet. Trotz der Eigenständigkeit bleibt das Unternehmen weiterhin eng mit dem KIT verbunden, worüber sich Johannes Lang freut: „Das KIT bietet ein starkes wissenschaftliches Ökosystem und ist eine wichtige Innovationsplattform. Über gemeinsame Forschungsprojekte und Technologielizensierungen hat sich dies auch für die Aligned 2-Photon Lithography-Technologie und damit für den neuen Quantum X align ausgezahlt. Außerdem schätzen wir den Zugang zu hochqualifiziertem Personal direkt vor Ort. Wir sind auch sehr froh darüber, hier im ZEISS Innovation Hub am Campus Nord des KIT zu arbeiten, in einer offenen, innovationsförderlichen Atmosphäre, die den Austausch von Ideen sehr gut unterstützt.“
Mit dem neuen Produkt ist das Unternehmen auf Erfolgskurs, die Nachfrage aus Forschung und Industrie ist bemerkenswert stark. Quantum X align wurde 2022 als einziger 3D-Drucker als Finalist der SPIE Prism Awards in der Kategorie „Manufacturing & Test“ ausgezeichnet.
Photonics Packaging
Photonics Packaging umfasst die verschiedenen Technologien, mit denen optoelektronische Elemente zu einem einzigen System zusammengefügt werden. Dies wird beispielsweise für die optische Signalverarbeitung genutzt, insbesondere für die verschiedenen optoelektronischen Komponenten und Module für photonische integrierte Schaltungen (PICs), wie sie in der medizinischen Sensorik, für LiDAR-Systeme oder für das optische Computing zunehmend benötigt werden. Aufgrund der notwendigen hohen Positioniergenauigkeiten im Nanometerbereich ist das Photonics Packaging ein kritischer Schritt zur Integration von einzelnen Komponenten in funktionale optoelektronische Systeme. Es gibt eine Vielzahl von technischen Ansätzen wie Flip-Chip-Bonding, Butt-Coupling, Photonic-Wire-Bonding, Löt- und Klebetechniken etc. Allen gemein ist der Aufwand für eine exakte, verlustarme und robuste optische Verbindung. In dem Kontext ist das Free Space Microoptical Coupling (FSMOC) ein vielversprechender Ansatz, bei dem Freiform-Mikrooptiken, welche direkt auf der optischen Schnittstelle von Chips oder Fasern hergestellt werden, eine maßgeschneiderte Strahlformung und Modenfeldanpassung ermöglichen. Die Ausrichtung kann direkt mit dem ausgerichteten Druck der optischen Verbindungselemente erfolgen, sodass auf eine anschließende aktive Ausrichtung verzichtet werden kann. FSMOC ist flexibel in der Anwendung und kann leicht auf spezifische Anforderungen zugeschnitten werden.
Bilder zum Projekt
Diese optische Mikroskopie zeigt, wie präzise die optische Strahlführung mit den 3D-gedruckten Mikrolinsen eines 8-fach-Faserarrays ist. Grünes Licht wird hier in parallele Lichtstrahlen gebündelt. Beispiel aus dem BMBF-geförderten Forschungsprojekt MiLiQuant, gefertigt mit Quantum X align von Nanoscribe. (Bild: Nanoscribe)
Der Quantum X align ist der neuste 3D-Drucker des Unternehmens Nanoscribe, ausgestattet mit Aligned 2-Photon Lithography A2PL ® für die nanopräzise Fertigung auf optischen Fasern und photonischen Chips. (Bild: Nanoscribe)
Gezeigt wird ein im 3D-Druck gefertigtes Lensed Fiber Array (LFA). Mit Nanoscribe Quantum X align können herausragend präzise und zugleich robuste optische Verbindungen hergestellt werden, indem hochpräzise Mikrooptiken direkt und mit Nanopräzision ausgerichtet auf Faserarrays und photonische integrierte Schaltungen (PICs) gedruckt werden. (Bild: PHIX Photonics Assembly)
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