Doppelt genutzt: Geothermalquellen als Rohstoff- und Trinkwasserlieferant
In den zahlreichen Salzseen der chilenischen Atacama- Wüste befinden sich große Lithiumvorkommen. Gleichzeitig hat das Land aufgrund seiner Geologie und der geografischen Lage am Westhang der Anden mit weit über 200 unterschiedlichen vulkanischen Systemen eine der umfangreichsten Geothermie-Ressourcen weltweit. Daraus ergibt sich ein hohes Potenzial zur Nutzung von geothermischen Reservoiren zur Stromerzeugung oder Wärmenutzung. Die geographische Lage Chiles bedingt aber auch, dass der Norden und speziell die Atacama-Wüste zu den trockensten Regionen der Welt gehören. Natürliche Frischwasserressourcen sind in diesen Regionen oft knapp und können zu Wassernutzungskonflikten zwischen Bergbauunternehmen und kleinen Dörfern sowie indigenen Völkern führen.
Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Thomas Kohl, Professor für Geothermie am Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) des KIT, untersucht im Projekt BrineMine zusammen mit deutschen und chilenischen Partnern geothermale Solen in Chile. Ziel ist die Nutzung dieser Solen mittels innovativer Technologien sowohl als Energiequelle als auch zur Frischwassergewinnung, um damit das Konfliktpotenzial zu senken. „Wir untersuchen zum einen die hydrothermalen Quellen im Norden Chiles sowie das vulkanische Umfeld im Süden des Landes geochemisch. Die geothermalen Solen in diesen Gebieten enthalten sehr häufig verwertbare Wertstoffe wie Lithium oder Magnesium. Ziel ist die Entwicklung eines mehrstufigen Verfahrens, mit dem die Solen so weit aufkonzentriert werden können, dass Minerale selektiv abgetrennt und Frischwasser gewonnen werden kann“, beschreibt Valentin Goldberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Forschungsteams, das Vorhaben. Geochemische sowie geophysikalische Untersuchungen wurden bereits teilweise durchgeführt. „Auf Basis der bisher gewonnenen Erkenntnisse unserer Untersuchungen haben wir einen Prototyp entwickelt, der in Deutschland getestet wurde. Im nächsten Schritt soll die Anlage nach Chile transportiert und dort in Betrieb genommen werden“, so Prof. Kohl zum aktuellen Stand. Das Team will einerseits die technische Umsetzbarkeit des neu entwickelten Prozesses erproben, andererseits soll der internationale Wissensaufbau davon profitieren, indem die technischen und wirtschaftlichen Bedingungen für die Nutzung von Geothermalquellen als Minerallieferant untersucht und damit das Potenzial als ergänzende Technologie zum herkömmlichen Bergbau aufgezeigt werden.