- Energie
- Information
- Klima, Umwelt und Gesundheit
- Materialien
- Mobilität
- Produktion
VOM LABOR IN DIE WELT
Wir haben mit dem Präsidenten des KIT, Prof. Dr. Jan S. Hesthaven, und dem Vizepräsidenten Transfer und Internationales, Prof. Dr. Thomas Hirth, zu den strategischen Prioritäten des KIT bei Transfer und Innovation gesprochen. Erfahren Sie im Interview mehr über die Visionen und die Initiativen, die das KIT als Innovationsmotor und internationalen Akteur positionieren.
1. Die Förderung des Wissens- und Technologietransfers ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen beim Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis und wie möchten Sie diese angehen?
Prof. Dr. Jan S. Hesthaven:
Einerseits ist eine gewisse Risikobereitschaft notwendig, um den Schritt in Transfer- und Gründungsaktivitäten zu wagen. In Europa fehlt diese Risikokultur häufig, was den Transferprozess erschwert. Andererseits stoßen viele kleine Unternehmen besonders in der Gründungsphase auf finanzielle Hürden. Der Zugang zu risikofreundlichem Kapital ist oft eingeschränkt, was die Umsetzung innovativer Ideen behindert. Um diese Herausforderungen zu überwinden, müssen gezielt Unterstützungsstrukturen aufgebaut werden.
Prof. Dr. Thomas Hirth:
Ich sehe den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis als einen mehrstufigen Prozess. Auf kultureller Ebene gilt es, das Bewusstsein für den Transfer zu schärfen und die vorhandenen Transferpotenziale zu erkennen. Eine offene Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bildet dabei die Grundlage für erfolgreiche Innovationsprozesse. Dies erfordert nicht nur finanzielle Ressourcen, sondern auch Mechanismen, um bestehende Lücken in der Innovationskette zu schließen. Entscheidend ist dabei, dass potenzielle Innovatoren und die entsprechenden Förderstrukturen optimal miteinander vernetzt sind. Innovative Ideen brauchen Freiräume und passgenaue Unterstützung.
2. Welche Rolle spielt die Vernetzung von Forschenden, Unternehmen und Start-ups bei der Innovationsförderung? Wie können alle Beteiligten noch intensiver zusammenarbeiten?
Prof. Dr. Thomas Hirth:
Der persönliche Erfahrungsaustausch spielt eine wesentliche Rolle in der Innovationsförderung. Erfolgreiche Gründungen und etablierte Start-ups können ihr Knowhow gezielt an Forschende und Gründungsinteressierte weitergeben, was zu einer praxisnahen Unterstützung führt. Eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen – beispielsweise in gemeinsamen Laboren oder interdisziplinären Teams – ermöglicht es, Forschungsergebnisse schneller in marktfähige Innovationen umzusetzen.
Prof. Dr. Jan S. Hesthaven:
Ja, Netzwerke sind von zentraler Bedeutung. Sie ermöglichen nicht nur den Zugang zu wichtigen Finanzierungsmöglichkeiten, sondern fördern auch den Austausch von Wissen und Erfahrungen. Programme wie Acceleratoren und Mentoring-Modelle können den Weg von der Forschung in die wirtschaftliche Anwendung deutlich erleichtern. Durch das Aufzeigen erfolgreicher Vorbilder werden innovative Denkweisen und unternehmerische Initiativen nachhaltig unterstützt.
3. Wie sehen Sie die Rolle des KIT als Brücke zwischen akademischer Forschung und industrieller Anwendung?
Prof. Dr. Jan S. Hesthaven:
Ich sehe im KIT eine zentrale Rolle als Brücke zwischen akademischer Forschung und industrieller Anwendung. So unterstützen wir beispielsweise frühzeitig Gründungsinitiativen und ermöglichen den Zugang zu einem breiten Netzwerk erfolgreicher Alumnae und Alumni, die bereits Unternehmen gegründet haben. Damit zeigen wir Studierenden, Mitarbeitenden sowie Professorinnen und Professoren, dass der unternehmerische Weg eine lohnende Alternative zur traditionellen akademischen Karriere darstellt.
Prof. Dr. Thomas Hirth:
Die lange Tradition von Innovation und Transfer am KIT bildet dafür eine solide Grundlage. Als wichtiger Partner für Schlüsselindustrien wie Automobil, Chemie, IT sowie Maschinen- und Anlagenbau – regional und darüber hinaus – fördern wir den Technologietransfer durch anwendungsorientierte Forschung und durch zahlreiche Gründungen in diesen Bereichen. Dabei setzen wir auf die Transformation für etablierte Industriezweige und den Ausbau zukunftsweisender Bereiche wie Gesundheit, Umwelt und KI, unterstützt durch erstklassige Infrastruktur und die besten Köpfe.
4. Wie definieren Sie persönlich den Erfolg von Innovationen und dem Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis, und wie kann das KIT dazu beitragen, diese Prozesse in der Zukunft noch effektiver zu gestalten?
Prof. Dr. Thomas Hirth:
Ich messe den Erfolg des Transfers von Forschungsergebnissen in die Praxis daran, wie daraus marktfähige Innovationen entstehen – sprich, wie sich Produkte, Prozesse und Dienstleistungen erfolgreich am Markt etablieren. Das KIT trägt dazu bei, indem es optimale Rahmenbedingungen schafft: exzellente Forschende, modernste Infrastrukturen und gezielte Unterstützungsstrukturen.
Prof. Dr. Jan S. Hesthaven:
Für mich bedeutet Erfolg, dass die Gründungskultur zu einem zentralen Wert des KIT wird. Ein messbarer Indikator ist die steigende Anzahl junger Start-ups und Spin-offs, die aus unserem Umfeld hervorgehen und erfolgreich unterstützt werden. Dieser Erfolg erfordert ein hohes Maß an Risikobereitschaft – sowohl seitens der Gründenden und Investierenden als auch seitens des KIT.
5. Was ist Ihre Vision für die langfristige Entwicklung einer Transferkultur am KIT?
Prof. Dr. Jan S. Hesthaven:
Meine Vision für die langfristige Transferkultur am KIT ist eine flexible und umfassende Organisationsstruktur, die all unsere Gründungs- und Transferaktivitäten optimal unterstützt. Das KIT ist in Deutschland einzigartig, da es durch seine Rolle in der Helmholtz-Gemeinschaft die Möglichkeit hat, neue Ideen von der Grundlagenforschung bis hin zu groß angelegten Demonstratoren zu entwickeln. Wir müssen diese einzigartige Chance hervorheben und vollständig in unsere Aktivitäten integrieren.
Prof. Dr. Thomas Hirth:
Wir müssen die Zusammenarbeit zwischen Forschenden und transferunterstützendem Personal noch enger und zielgerichteter gestalten, um das Transferpotenzial früher zu erkennen und zu nutzen. Ein integraler Bestandteil dieser Vision ist der verstärkte Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft durch unterschiedliche Formate. Diese intensivere Kooperation kann den Transfer beschleunigen und Lücken in der Innovationskette schließen.
Weiterführende Links:
Bilder:
- Magali Hauser / KIT